Alte Rathausgebäude im Porträt – von Verwaltung zur Kultur
Alte Rathausgebäude im Porträt – von Verwaltung zur Kultur
Überraschend: Mehr als 40 % der historischen Amtsbauten wurden in den letzten Jahrzehnten für öffentliche Kulturzwecke umgewidmet, statt abgerissen zu werden.
Du tauchst hier in Porträts ein, die zeigen, wie ein rathaus als gebäude der stadt über die jahren nicht nur Amtsstube war. Beispiele wie Oldenburg (1635, Abriss 1886), Köln mit Laube und Ratsturm (1569–1573; 1407–1414) und Leichlingen (1891/92) machen das sichtbar.
Du erfährst, wie Entscheidungen zu Abriss, Erhalt oder Umbau Räume für Konzerte, Trauungen und Treffen schufen. Auch die Mobilität der Verwaltung, Platzmangel und neue Aufgaben treiben Veränderungen über die jahre voran.
Am Ende verstehst du, wie bürgerschaftliches Engagement Fassaden und Säle prägt und wie Recht, Handel und Stadtgesellschaft bis heute in diesen Bauten lebendig bleiben.
Vom Amtssitz zum Treffpunkt: wie Städte ihre alten Rathäuser neu denken
Aus formellen Amtsstuben wurden Räume, in denen die Menschen der stadt zusammenkommen. Du siehst hier, wie ein rathaus als gebäude seinen Zweck wandelte, weil die Erwartungen an Öffentlichkeit und Teilhabe sich über jahren veränderten.
In Oldenburg führten wachsende Aufgaben Ende des 19. Jahrhunderts zum Beschluss für einen Neubau. Damit begann die Debatte, ob das alte rathauses weiter genutzt oder ersetzt werden sollte. Solche Entscheidungen betreffen nicht nur bau und Stil. Sie fragen: Welcher raum fördert Austausch, Bildung und Kunst?
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Weitere Informationen„Ein Rathaus ist mehr als Amt: Es zeigt, wie eine stadt sich selbst versteht.“
In Leichlingen verband das alte rathaus Amtsräume und die Wohnung des bürgermeister. Das macht deutlich, wie eng Alltag und Politik damals verknüpft waren. In Köln wurde die Laube zwischen 1569 und 1573 zum sichtbaren Zeichen bürgerlichen Selbstbewusstseins.
- Umnutzungen gestalten Wege, Saalflächen und Service neu.
- So entstehen Orte für Archive, Ausstellungen und Trauungen unter einem Dach.
Fallstudien aus Deutschland: drei Wege, wie das alte Rathaus zum Kulturort wurde
An drei Orten kannst du verfolgen, wie Streit um Standort, Wiederaufbau nach Zerstörung und Rückkauf unterschiedliche Lösungen für historische Bauten brachten.

Oldenburg: Abriss, Entscheid und Neubau
Das Renaissance-Rathaus von 1635 stand fast 250 jahre auf dem Markt. 1883 beschloss der stadtrat einen Neubau; vier standort-Varianten sorgten für heftige Debatten.
Ein Bürgerprotest (1.619 von 2.312 Stimmberechtigten) scheiterte knapp. Das gebäude wurde im Januar 1886 abgerissen. Den Auftrag erhielt die Berliner Architektengemeinschaft Holst und Zaar für den dreieckigen Bauplatz.
Köln: Turm, Laube und Wiederaufbau nach dem zweiten weltkrieg
Der Ratsturm (1407–1414) erreicht 61 meter und trägt rund 130 Steinstatuen; er gilt als frühes profanes Hochhaus der stadt. Die Renaissance-Laube (1569–1573) war Bühne für Ratsverkündungen.
Schwere Schäden im zweiten weltkrieg machten Handwerk und Organisation nötig. Ab 1950 arbeitete die Bauhütte am Turm, und der Hansasaal wurde in hochgotischer Form wiederhergestellt.
Leichlingen: Nutzungswandel und Rückkauf
Das „Rathhaus“ (1891/1892) hatte ein vier Meter hohes erdgeschoss für die verwaltung; der bürgermeister wohnte oben im Turmzimmer. Ab 1897 folgten Wasser, Strom und Telefon.
1927 zog die Sparkasse ein, 1948 ging das Eigentum an sie über. Ab 1973 nutzte die Polizei das Erdgeschoss bis 2016. 2018 kaufte die stadt das gebäudes samt Anbau für eine Million Euro zurück.
Alte Rathausgebäude im Porträt – von Verwaltung zur Kultur
Architektur erzählt Stadtgeschichte, wenn Türme, Lauben und Platzformen sich über Jahrhunderte behaupten.
Architektur als Erzählerin
Ein Turm von 61 meter mit fünf Geschossen und rund 130 Steinstatuen wirkt wie ein städtisches Wappen. Die Renaissance-Laube (1569–1573) diente als Bühne für Beschlüsse und machte Politik sichtbar.
Der schwere Schaden im zweiten weltkrieg riss Lücken, die die Bauhütte ab 1950 schloss. So wurde handwerkliches Wissen reaktiviert und der Hansasaal in hoher Form wiederhergestellt.
Räume im Wandel
Die Piazzetta verbindet Saalbau, Laube und Turm. Mit rund 900 Quadratmetern und 12,60 meter Höhe erzeugt sie heute Empfangsqualität für Kunst und Staat.
In Leichlingen strukturierte ein vier meter hohes erdgeschoss die Amtswege, während darüber Wohn- und Arbeitswelten sich mischten. Oldenburg schließlich nutzte einen dreieckigen bauplatz, um städtebaulichen Mut zu zeigen.
| Ort | Merkmal | Funktion gestern | Funktion heute |
|---|---|---|---|
| Köln | Ratsturm 61 meter, Laube, Piazzetta | Ratssitzung, Verkündigung | Empfänge, Trauungen, Ausstellungen |
| Oldenburg | Dreieckiger Bauplatz | Markt- und Amtslogik | Neubau und städtische Repräsentation |
| Leichlingen | Erdgeschoss 4 meter | Verwaltungsräume, Bürgermeisterwohnung oben | Stadtliche Nutzung nach Rückkauf (Leichlingens altes Rathaus) |
Du siehst: Form bestimmt Nutzung, und Nutzung schreibt Geschichte sichtbar fort. Wer die Räume nutzt, definiert die Stadt.
Heutige kulturelle Relevanz: Orte für Öffentlichkeit, Erinnerung und Programm
Die Räume des historischen Hauses arbeiten heute aktiv: Begegnung, Erinnerung und Alltag finden hier Platz.
Du betrittst die Piazzetta — ein offener Innenraum mit 900 Quadratmetern und 12,60 Metern Höhe. Dort hängt der Baldachin von Hann Trier und schafft eine zentrale Bühne für Kunst und Publikum.

Kölner Historisches Rathaus heute
Der Eingang ist grundsätzlich barrierefrei. Seit dem 10. Januar 2018 führt ein temporärer Zugang über den Alter Markt. So erreichst du schnell Hansasaal, Galerie und Trauräume.
Der Hansasaal wurde nach dem zweiten weltkrieg in hochgotischer Form wiederhergestellt und dient repräsentativen Anlässen. Keller und Rentkammer sind als Trauorte eingerichtet.
| Bereich | Merkmal | Nutzung |
|---|---|---|
| Piazzetta | 900 m², Baldachin | Kunst, Empfänge, Publikum |
| Hansasaal | hochgotisch wiederhergestellt | Repräsentation, offizielle Termine |
| Keller / Rentkammer | intime Räume | Trauungen |
| Muschelsaal / Weißer Saal | modernisierte Ausstattung | Ausstellungen, Programme |
Praktischer Hinweis: Öffnungszeiten sind Montag, Mittwoch, Donnerstag 8–16 Uhr; Dienstag 8–18 Uhr; Freitag 8–12 Uhr. So planst du deinen Besuch und nutzt das alte rathaus als Ort für Alltag und Fest zugleich.
Was du aus den Porträts mitnehmen kannst: Impulse für Denkmalpflege, Stadtidentität und lebendige Nutzung
Die Beispiele geben dir konkrete Schritte, um historischen Bestand öffentlich und lebendig zu halten.
Mach Entscheidungen nachvollziehbar: ein stadtrat sollte Gründe für Standortwahl klar kommunizieren. So wächst Akzeptanz für den Umbau oder ein Neubau und die Rolle des rathauses im Alltag.
Erzähle Bau- und Nutzungsgeschichte offen. Beschilderungen, Führungen und digitale Angebote verbinden das rathauses mit Publikum. Plane das erdgeschoss für Trauungen, Empfänge und Programme, damit Räume geteilt funktionieren.
Zeige den bürgermeister als Teil der Geschichte, erleichtere Rückkäufe wie in Leichlingen und verknüpfe denkmalgerechten bau mit barrierefreien Wegen. So wird das alten rathauses zum lebendigen Identitätsanker der Stadt.